2025 | Jian He

Das INTERNATIONALE STIPENDIUM KÜNSTLERHAUS SPEYER  ging im Jahr 2025 an den Maler Jian He aus Peking.

Ende August stellte er in einer Werkschau seine in Speyer entstanden Arbeiten vor,  am 2. September trat er seine Rückreise an.

Bürgermeisterin Monika Kabs mit dem Maler Jian He beim Empfang der Stadt Speyer am 1. Juli 2025 im Historischen Rathaus

Nikolaus Meyer am 19.07.2025 in der Schwetzinger Zeitung:

 

Das „Internationale Stipendium Künstlerhaus Speyer“ geht in diesem Jahr an den Maler Jian He aus Peking. Er wurde nach Sichtung seiner online eingereichten Bewerbungsunterlagen von einer Jury des Künstlerbundes aus insgesamt acht Bewerbern ausgewählt. Der Kunstschaffende aus Fernost lebt und arbeitet seit dem 28. Juni im Künstlerhaus in der Großen Sämergasse. Am 2. September tritt er die Rückreise nach Peking an. Zuvor findet am Freitag, 29. August, 19:00 Uhr die Eröffnung seiner Abschlussausstellung statt. Sie ist anschließend am Samstag den 30. und Sonntag 31. August geöffnet.

Zusätzlich haben Besucher an den Samstagen 2. und 16. August, jeweils von 14 bis 17:00 Uhr Gelegenheit, im Künstlerhaus mit dem Maler ins Gespräch zu kommen.
 
Allein seine biografischen Daten finden interessante Ansätze für einen Gedankenaustausch.  Jian He wurde 1980 in Peking geboren, wo er mit seiner Ehefrau und einer elfjährigen Tochter lebt. Dort arbeitet er als freischaffender Künstler. Parallel zum Hauptberuf ist er als Kunstlehrer in der deutschen Botschaftsschule tätig. Die Sprache ist kein Problem, denn der Künstler spricht perfekt Deutsch. Das sprachliche Rüstzeug hat er in Peking erworben.  Jian He hat  von 2004 bis 2011 freie Kunst an der Kunsthochschule Kassel studiert. Dort war er Meisterschüler der renommierten Künstlerin und Professorin Dorothee von Wildheim.
Die Hinwendung zur Kunst hat sich schon früh abgezeichnet. Seine Schulzeit absolvierte er in einem Kunstgymnasium, und in seiner Abschlussarbeit setzte sich  Jian He mit dem Expressionismus auseinander. Zudem ist er familiär vorbelastet, denn beide Elternteile sind ebenfalls künstlerisch tätig. Und zwar so erfolgreich, dass sich Arbeiten von Ihnen im Besitz der Sammlung Ludwig befinden.
Schon immer von deutschen Künstlern, wie beispielsweise dem Hofmaler Lukas Cranach der Ältere fasziniert, fällt  Jian He im Gespräch mit unserer Zeitung mit seiner Begeisterung nicht hinter dem Berg, da er nun für gut zwei Monate im Land seiner Vorbilder künstlerisch tätig sein kann. Erste Eindrücke von werdenden Kunstwerken lassen erahnen, welche thematischen Ansätze er pflegt und welche Inspirationen ihn zur praktischen Umsetzung bewegen.
Auf den ersten Blick wirken seine meist großformatigen Bilder sehr ruhig. Erst beim näheren Hinsehen werden Spannungen erkennbar, die sich aus dem Verhältnis des Menschen zur Natur ergeben. So entstehen Kompositionen, die einerseits von Kubismus beeinflusste, geometrische Formen, rechte Winkel und gerade Linien zeigen, andererseits fließende Formen, wie sie für naturnahe Elemente typisch sind.
Dazu sagt  Jian He: „Inspirationen hole ich mir beim Besuch von historischen Gebäuden, z.B. dem Speyrer Dom oder Spaziergängen durch die Altrheinlandschaften. Bald geraten die Räder im Gehirn ins Laufen und hören erst auf, wenn die ersten Skizzen angefertigt sind.
Der Künstler Markt grundsätzlich auf saugfähiges und relativ festes Papier, dass nach Abschluss der Arbeit auf Leinwand aufgezogen wird.
Farben werden beim Arbeitsprozess sehr dezent verwendet. Zum Einsatz kommen Bleistifte, Kreide und Buntstifte. Gewollte Einfärbungen und zufällige Farbverläufe werden mit Tusche aus China, Rotwein und Teesud erzielt. Man darf also gespannt sein, was in den kommenden Wochen noch entsteht und dann an den Terminen o.a. präsentiert wird. Bis dahin sind seine Ehefrau und Tochter, die ihn in diesen Tagen besucht haben, wieder in Peking, wo die Ehefrau bei der Deutschen Botschaft beschäftigt ist.

In meinen Werken sehe ich die Überreste von Zivilisation und Natur, die nach dem Verschwinden der Menschheit miteinander verwoben sind. In einigen Werken kann man die Harmonie und Ruhe erkennen, die durch die Verschmelzung dieser beiden Elemente entsteht. Andere sind Fragmente, die chaotisch wirken und beim Betrachter ein Gefühl der Instabilität und Verstümmelung hervorrufen. Wieder andere Bilder zeigen eine Art Chaos oder Primitivität, wie sie vor dem Auftauchen der Menschheit herrschte. Diese zeitlich unbestimmten und schwer zu definierenden Bilder können auch als Reaktion auf die Zeit interpretiert werden, in der ich lebe. Die Fragmente, die aus der kollektiven Amnesie zusammengetragen wurden, helfen uns nicht dabei, eine aussagekräftige historische Erzählung zu entwickeln.

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