Günter Zink | Malerei im digitalen Zeitalter

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Film ©  Michael Lauter | 2023

ür Günter Zink ist Kunst immer auch ein Spiegel ihrer Zeit. Deshalb hat er die traditionelle Malerei, bei der die Farbe mit dem Pinsel von Hand auf die Leinwand übertragen wird und derer er sich seit über vier Jahrzehnten bedient, durch die modernste Technik unserer Zeit abgelöst.

Seine Bilder entstehen am Computer mit digitalen Bildprogrammen und digitalen Pinseln, greifen aber als Grundlage immer wieder auf selbst analog gemalte Pinselstriche zurück, die eingescannt am Computer collageartig neu komponiert werden.Auf diese Weise wird dem perfekten neuen Medium vom Künstler eine ganz persönliche Struktur verliehen und es entsteht eine perfekte Symbiose zwischen traditioneller Malerei und moderner digitaler Technik. Dabei möchte Günter Zink die neuen technischen Möglichkeiten in seiner Malerei nutzen ohne sich aber einer maschinellen Technik unterzuordnen, sondern diese ganz individuell und kreativ einsetzen. Und was wäre individueller als eine ganz subjektive, gestische Malerei, bei der die Farbe nach Lust und Laune des Künstlers spritzt und fließt.

Scheinbar Gegensätzliches zu vereinen, ist bei Günter Zink nicht nur eine Frage der Technik. Auf diese Weise malt er parallel Bilder, die völlig ungegenständlich sind, und solche, die gegenständlich zu sein scheinen. Darüber hinaus versucht er im Bereich der gegenstandslosen Malerei die beiden scheinbar unvereinbaren Pole der informellen gestischen Malerei und der geometrisch-konkreten Kunst zu vereinen. Die Verbindung dieser an sich völlig gegensätzlich erscheinenden Malstile erzeugt eine ganz eigene Spannung. Die Streifenbilder von Zink sind ein sehr gutes Beispiel dafür. Unzählige Farbstreifen werden übereinander geschichtet, so dass sich eine dynamische Komposition ergibt, in der sich konturierte Streifen mit völlig malerischen Streifen unterschiedlicher Breite vermischen. So entstehen Farbräume aus geometrischen und malerischen Linien und Streifen. Wie bei einem rein analog gemalten Bild bestimmt auch bei der Mischung aus analoger und digitaler Malerei der Künstler mit Komposition, Farbe und Licht den Schaffensprozess.

Günter Zink arbeitet häufig in Serien, die dann zu Diptychen, Triptychen oder Assemblagen zusammengefasst werden. Dabei setzen sich Kompositionen, Linienführungen, Muster und Formen über mehrere Bildteile fort. Aus den Streifenbildern entwickelten sich freiere Bildkompositionen mit sich überlagernden Farbflächen und Pinselschwüngen, die tiefe Räume erahnen lassen und den Betrachter in imaginäre Welten entführen. In einer nächsten Werkgruppe scheint die Farbe ungehindert über den Bildgrund zu fließen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass die gesamte Werkgruppe aus einem streng gerasterten Punktmuster besteht. Diese serielle Strukturierung der Bilder beißt sich mit dem emotionalen Gestus der Darstellung. Neben Rastern finden sich in vielen Bildern von Zink auch digital erzeugte Muster. Diese Geometrisierung in den Bildern gibt dem oft Ungestümen Halt. Emotionales und Rationales werden so ins Gleichgewicht gebracht. Da immer persönliche Pinselstriche Ausgangspunkt der digitalen Weiterführung sind, glaubt der Betrachter oft, dreidimensionale, pastose Pinselstriche wahrzunehmen, obwohl die Oberfläche des Digitaldrucks auf Leinwand letztlich eine völlig glatte Oberfläche aufweist. Auch gegenständlich anmutende Bildgruppen entstehen bei Günter Zink, so zum Beispiel Landschaften mit Motiven aus den unterschiedlichsten Genres: Berglandschaften, Wasserlandschaften, Flachlandschaften, aber auch Winterlandschaften. Alle diese Landschaften bestehen aber im Grunde nur aus Pinselstrichen, die nichts Landschaftliches wie Bäume oder Gräser im Detail darstellen. Erst durch die geschickte kompositorische Anordnung der Bildteile und durch die Farbgestaltung assoziiert der Betrachter eine Landschaft. So wird ein Blauton im oberen Bildteil im Auge des Betrachters zum Himmel und im unteren Bildteil zum See. Der Betrachter sieht Phantasielandschaften aus Formen und Farben, die eine Landschaft suggerieren. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Bildern, die Assoziationen wecken, die an Blumenbilder erinnern.

Obwohl Günter Zinks Bilder am Computer entstanden sind, bleiben sie doch ganz individuell und am Puls der Zeit.

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