Joachim Pfaffmann | What do you want from life?
Film © Michael Lauter | 2024
Joachim Pfaffmann bewegt sich als Fotokünstler, Autor und gelegentlicher Musiker auf den unterschiedlichsten Feldern. Ein zentraler Aspekt seiner Arbeiten ist die Kommunikation und der Austausch mit dem Gegenüber.
Oft stellt er seine Figuren in einen poetischen oder surrealen Kontext, um tiefe, authentische Emotionen zu erforschen, sich in einer fremden, traumartigen Umgebung wiederzufinden und die daraus resultierende Einsamkeit zu erleben, die einen Entwurf von Sinn und Selbst ermöglicht. Seine Werktitel sind wichtiger Bestandteil seiner Arbeiten und stellen einen Bezug her zu Literatur, Musik, Philosophie oder populärkulturellen Themen.
Durch Rekombination und digitale Verfremdung entstehen in seinen Arbeiten oft ganz neue Wesen, die aus fremden, surrealen Welten zu stammen scheinen oder schon lange tief in unserem Unterbewusstsein existieren. Mit ihnen nimmt Joachim Pfaffmann in seinen Werken Kontakt auf. Aber er plädiert auch für die Rückkehr der Transzendenz und der Poetik als Gegenentwurf zur künstlichen Intelligenz, zur digitalen Schnelllebigkeit und zur Flut beliebiger und austauschbarer Bilder. Dementsprechend sind seine Arbeiten poetisch und manchmal auch politisch aufgeladen.
Neben digitaler Bildbearbeitung verwendet er auch analoge Techniken wie z.B. Cyanotypie oder Polaroid. Es ist alles lächerlich, wenn man an den Tod denkt, sagte schon Thomas Bernhard. Pfaffmanns Bilder sind der Versuch, den Zauber des Lebens zu manifestieren; die universelle Kraft sichtbar zu machen, die alles belebt und alles bewegt. Die Dinge müssen wieder eine Bedeutsamkeit erhalten, die uns Hoffnung gibt und Gewissheit. Die Fotografie ist für Joachim Pfaffmann in diesem Falle eine Sicherheit. Sie ist die Visualisierung eines Traumes, der nie geträumt wurde, der noch nicht geträumt wurde. Ein Bruchteil einer Sekunde, herausgenommen aus dem Film, aus dem Ablauf des Lebens: er ist der Beweis, dass Transzendenz noch existiert! Transzendenz als Gegenentwurf zur Geisel der übertriebenen Transparenz.
Der Philosoph Byung-Chul Han sagt: „Transparent werden die Bilder, wenn sie, von jeder hermeneutischen Tiefe, vom Sinn befreit, pornografisch werden. In ihrer perversen Positivität ist die Transparenzgesellschaft eine Hölle des ewig Gleichen. In ihr herrscht die Gleichgültigkeit…“ „Demut lässt erkennen, Hochmut macht blind“, sagt Joachim Pfaffmann. In seinen Bildern versucht er, das Geistige, das den Dingen innewohnt, mit einer ihm eigenen Poetik wieder sichtbar zu machen.
Der zwischenmenschliche Austausch muss uns bereichern. Nicht wie besessen Bilder von uns entwerfen, die es nicht gibt, verpackt in digitale, virtuelle Bilder ohne Substanz, flüchtig, gasförmig, heiße Luft, vom Winde verweht… „What you see is what you get” wird zur Unmöglichkeit, zum Paradoxon. Oder doch zu einem Paradigma? Bildern Sinn, Bedeutung, Poesie, Magie zurückgeben, das ist für Pfaffmann die Aufgabe des Fotokünstlers, um so Zugang zu schaffen zum Mitmenschen, zum Modell, zum Gegenüber.